In der Reihe "European Jazz Legends" gastierte der 68-jährige Kontrabassist Miroslav Vitous zum Saisonausklang im fast vollständig besetzten großen Saal des Theaters Gütersloh.
Er begeisterte die Zuschauer mit seiner ausgefeilten Spieltechnik, die sich sowohl beim Pizzicato-Spiel (Zupfen der Saiten mit Fingern) als auch beim Arco-Spiel (mit dem Bogen) zeigte. Für seine Band hatte Vitous sich excellente Musiker ausgesucht: Am Tenorsaxophon den US-Amerikaner Gary Campbell, am E-Piano Aydin Esen aus der Türkei, am Schlagzeug Roberto Gatto aus Italien und allen voran am Tenor- und Sopransaxophon den Kanadier Roberto Bonisolo. Besonders Bonisolo beeindruckte mit glanzvollen Solopassagen.
Schon in seiner Jugend in den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts kam Miroslav Vitous in seiner Heimat Prag mit internationaler Jazzmusik in Kontakt. In den Zeiten des Kalten Krieges sendeten US-amerikanische Radiostationen zu Propagandazwecken massenweise Jazzmusik in den Ostblock. Die musikinter-essierten Jugendlichen "saugten" diese Musik auf, schnitten die Programme auf Bändern mit und tauschten sie untereinander aus. So setzte sich auch Vitous schon früh intensiv mit Jazz auseinander, bevor er 1967 in den USA am Berklee-College of Music in Boston ein Jazzmusikstudium begann.
Im Alter von 20 Jahren wirkte er erstmals bei Plattenaufnahmen des Flötisten Herbie Mann mit. Ein Jahr später gründete er in New York mit Joe Zawinul und Wayne Shorter "Weather Report", eine der erfolgreichsten und künstlerisch bedeutendsten Jazz-und Fusion-Bands der 70er und 80er Jahre. Mit der Musik dieser Band setzt er sich aktuell erneut auseinander auf der kürzlich erschie-nenen CD "Music of Weather Report", die er mit seiner jetzigen Miroslav Vitous Group eingespielt hat.
Bis auf den Schlagzeuger waren alle Mitglieder dieser Besetzung auch bei dem Gütersloher Konzert zu hören. Allerdings hatte sich die Band entschlossen, hier im Theater mit einem anderen Programm aufzutreten. Die in Gütersloh zu Gehör gebrachten Stücke (die Titel wurden nicht namentlich angekündigt – überhaupt war der Meister mit dem gesprochenen Wort sehr zurückhaltend und kommunizierte eher durch sein Instrument) ließen sehr viel Freiraum für spontane Improvisationen. Auf einem kunstvoll ausgebreiteten Klangteppich, den Esen mit dem Piano auslegte, gab es vielfältige Möglichkeiten für den Bass und die Saxophone, zu interagieren. Auch Gatto nutzte die Freiräume für Improvisationen – allerdings auch bei Passagen, die vom Schlagzeug eher etwas mehr Ruhe und Zurückhaltung erfordert hätten.
Wie schon durch die CD "Music of Weather Report" wurde auch bei diesem Konzert deutlich, dass sich Vitous immer wieder auf seine musikalischen Wurzeln – den Jazz der 1970er Jahre - besinnt.
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